Kuh, Karotte Rüebli und das Klima

„Wann gibt es endlich was zu essen?“, Smiley und Müüsli schrecken auf. Die beiden Leitenden haben gerade besprochen, wie sie den Nachmittags-Zeitplan anpassen. Smiley seufzt. Wieder einmal ist das Lager-Zmittag nicht rechtzeitig parat. Der Orientierungslauf vom Morgen ist seit ein paar Minuten fertig, und einige Pfadis halten schon erwartungsvoll ihr Essgeschirr bereit. Und gerade hat das Küchenteam eine Verspätung von mindestens zwanzig Minuten angekündigt!

Smiley ruft alle Pfadis zusammen. „Bis zum Essen geht es noch einen Moment. Aber bis dann erleben wir, was es braucht, dass unser Essen auf den Teller kommt.“ Smiley sieht, wie Mötzli wieder einmal das Gesicht verzieht. „Heute gibts Rüebli“, führt Smiley unbeirrt aus und fragt in die Runde: „Was braucht es, damit die Rüebli schliesslich bei uns auf dem Teller landen?“ Alle schreien durcheinander. „Jemand muss sie im Laden einkaufen“ – „Sie müssen auf einem Bauernhof angepflanzt werden“ – „Es braucht einen Traktor“ – „Die Rüebli müssen zu uns transportiert werden“, ruft nun sogar Mötzli motiviert dazwischen. Und eine Pfadfinderin ergänzt: „Die Rüebli brauchen Wasser, Dünger und Luft um zu wachsen.“ Smiley mischt sich schliesslich ein: „Alles richtig. Genau darum geht es jetzt im Spiel.“ Smiley erklärt, und kurzerhand verwandelt sich die Spielwiese in ein Rüeblifeld, die Hälfte der Pfadis fungiert als Garette, die anderen lotsen durch die Stafette. Die Spielwiese – nein, das Rüeblifeld natürlich! – muss gepflügt, die Rüeblisetzlinge gepflanzt, Unkraut gejätet und Wasser gegossen werden.

Doch damit nicht genug: Nach der Wachstumszeit werden die Rüebli geerntet. „Rüeblirupfen kennt ihr ja, oder?“ Nur Augenblicke später, liegen alle Pfadis bis auf Zottel auf dem Bauch. Als Rüebli halten sie sich in einem Kreis gegenseitig mit eingehakten Armen fest. Zottel macht sich nun an die Ernte und versucht die Rüebli an den Beinen aus dem Kreis zu ziehen. Mit jedem geernteten Rüebli kriegt Zottel weitere Unterstützung: Zusammen geht die Ernte besser! Und so schaffen es die Pfadis nach wenigen Minuten, das ganze Feld zu ernten. Die Rüebli sind nun bereit für den Transport, Verkauf und Verzehr.

Vom Feld auf den Teller

Wenn du nicht gerade selbst Rüebli im Garten anbaust, braucht es einiges, damit du herzhaft in ein knackiges Rüebli beissen kannst. Jeder Schritt vom Acker auf den Teller hat Auswirkungen auf die Qualität des Rüeblis und die Umwelt:

 

  • Der Anbau und die Verarbeitung von Lebensmitteln braucht viel Energie, zum Beispiel in Form von Traktordiesel.
  • Pestizide und schädliche Bodenbearbeitung haben negative Auswirkungen auf die lokalen Ökosysteme.
  • Eingeflogene Produkte haben eine sehr hohe CO2-Bilanz. Durch den Flug kann die Bilanz z.B. von Gemüse mehr als 10-mal so gross werden.
  • Nicht saisonale Produkte haben aus verschiedenen Gründen eine höhere CO2-Bilanz, unter anderem, weil viel Energie für die Beheizung von Gewächshäusern und für die gekühlte Lagerung verwendet wird.
  • Der Transport von Lebensmitteln macht (ausser bei Flugware) ca. 5-10% der Umweltbilanz von Lebensmitteln aus. Diese Emissionen wo möglich zu reduzieren, macht natürlich Sinn. Allerdings sind die obengenannten Punkte oft relevanter.
  • Selbst wenn Plastikverbrauch definitiv nicht cool ist, ist Verpackung eine der kleinsten «Umweltsünden». Sie macht nur 2-10% der Umweltbilanz aus – der Inhalt ist meist viel entscheidender.

Fernrohr

Aber allgemein gilt:

Tierische Produkte (Fleisch, Fisch, Milch, Eier) haben viel höhere Auswirkungen auf die Umwelt als pflanzliche Lebensmittel. Mehr dazu später.

 

Eine sehr gute Übersicht über die Umweltauswirkungen verschiedener Lebensmittel gibt dieser Artikel, welcher auf Daten der Orgnisation eaternity basiert:

 

 

https://www.watson.ch/wissen/das%20beste%202021/165885444-diese-grafik-zeigt-wie-klimafreundlich-deine-lebensmittel-sind

Und endlich ist jetzt auch das Küchenteam bereit: Die ersten Schalen, Töpfe und Pfannen werden vom Küchenzelt ins Sarasani getragen. Müüsli hilft fleissig, damit es schneller geht. Mötzli freut sich: „Es gibt Burger!“ Adler: „Aber ich glaub es sind Vegi-Burger …“ Zottel: „Oh nein, wieso?“ Gerade in diesem Moment passiert es: In den Händen eine Platte mit sieben Rüebli, stolpert Müüsli und die Rüebli fliegen in hohem Bogen davon und landen … geradewegs in einem Kuhfladen.

Nur ein einziges Rüebli kann Müüsli retten. Smiley kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die Pfadis schauen verwirrt zwischen Müüsli, Smiley und den Rüebli im Kuhfladen hin und her. Smiley erklärt: „Genau so könnt ihr euch das mit dem Fleisch vorstellen. Die sieben Rüebli, die wir in mühsamer Arbeit angepflanzt und geerntet haben, werden sozusagen von Kühen gefressen, ein grosser Teil davon wieder ausgeschieden und so landen sie schlussendlich im Kuhfladen. Wenn wir das Gemüse direkt verwenden, zum Beispiel im Vegi-Burger, dann reicht sozusagen das eine gerettete Rüebli schon, damit jemand satt wird.“

7 Badewannen Wasser für einen Burger

Bei tierischen Produkten geht oft vergessen, wie viel Futter es braucht, um die Tiere zu ernähren. Etwa sieben gefüllte Badewannen mit Wasser sind nötig, für die Fütterung, um ein 100g-Patty aus Rindfleisch zu produzieren. Für ein Patty aus Gemüse ist es gerade mal eine Badewanne. Da die Tiere auch ihren Stoffwechsel unterhalten müssen, geht ein Grossteil der Energie aus dem Futter ‚verloren‘. Für die Herstellung von einer tierischen Kalorie werden im Durchschnitt sieben pflanzliche Kalorien benötigt. Bei Rindfleisch, wie dem klassischen Rindsburger, sogar deutlich mehr.

 

Nicht mega effizient, oder?

 

Zusätzlich entsteht beim Verdauungsprozess bei Rindern und anderen Wiederkäuern («Chuehgörpsi») Methan. Methan ist ein deutlich stärkeres Treibhausgas als CO2. Dadurch sind die Emissionen bei einem Rindsburger zusätzlich höher als bei einem Gemüse-basierten Burger.

Burger Grafik

Die Pfadis stürzen sich aufs Buffet und bedienen sich an den Vegi-Burgern. „Mhhh mega fein“, ruft Adler. „Das entschädigt sogar die Verspätung.“

 

„Schon fein“, sagt Foxy mit halbvollem Mund und hakt mit leicht schockiertem Blick nach: „Aber gibt’s jetzt nie mehr Fleisch?“ „Doch, klar“, schmunzelte Müüsli, „nur ist es wichtig, dass wir Fleisch bewusst essen. Aber dagegen ab und zu ein Poulet vom Bio-Bauernhof nebenan zu geniessen, spricht sicher nichts.“

 

Übrigens: Weitere Spielideen, wo kein Rüebli im Kuhfladen landen muss (#foodwaste) findet ihr unter faires-lager.ch

 

Auch im mova dürfen Burger natürlich nicht auf dem Menüplan fehlen. Die Einheiten haben die Möglichkeit, zwischen Fleisch- und Vegiburgern zu wählen.

Giesskanne